Vorwärts und nie vergessen

Lese ich derzeit die Zeitungen, oder sehe die Nachrichten, kommen mir immer öfter Bilder von Paraden zum ersten Mai oder rote Winkelemente mit Ährenkranz in den Sinn. Untermalt von Kampfliedern mit Ohrwurm-Potential.

Es scheint, als entwickelte sich so einiges in Richtung DDR 2.0, was einigen Leuten offensichtlich gut gefällt. Andere lassen sich treiben und spielen (um Ruhe zu haben?) einfach mit.

Die Preise für Lebensmittel sind zu gering. Gefordert wird nicht etwa, den Wettbewerb zu stärken, sondern es wird tatsächlich mit einem festgelegten Preis geliebäugelt. Dies hieß früher mal „EVP“, und wurde von Leuten festgelegt, die dermaßen keine Ahnung von der Materie hatten, dass dieses Experiment einfach schief gehen musste. Solche Leute haben wir immer noch, nur sollte man meinen, aus Fehlern kann man lernen. Ein kluger Mann sagte einmal, es ist dumm, immer die gleiche Versuchsanordnung aufzubauen, und ein abweichendes Ergebnis zu erwarten.

Die Reaktion auf die Wohnungsnot in den großen Städten ist nicht etwa, den Wohnungsbau zu fördern, sondern die Errichtung eines Mietendeckels. Das klingt so schön gerecht, hat aber den Effekt, dass sich möglicherweise ein/zwei Mieter ein wenig die Miete kürzen können, aber die Mehrheit steht vor dem selben Problem wie zuvor. Nur einen Preis zu deckeln, erhöht nicht das Angebot an Wohnraum. Im Gegenteil – als Vermieter überlegt man sich so Einiges nun doppelt und dreifach. „Sollte ich in die Instandhaltung investieren, oder lasse ich alles so, wie es ist, und repariere nur das Notwendigste?“ „Baue ich wirklich noch weitere Wohnungen, und lasse mir vorschreiben, wie viel ich dafür verlangen darf?“ „Warum sollte ich meine Wohnung überhaupt vermieten?“ Am wichtigsten aber, „Wie umgehe ich den ganzen Quatsch?“

Wer, außer den roten Träumern in Berlin, glaubt denn wirklich, dass auch nur ein neuer Mieter eine Wohnung erhält, zu den Konditionen, die sie sich vorstellen?

Möchte man bei den Mieten mitreden, sollte man Wohnungen anbieten. Dann kann/darf man die Preise nach Lust und Laune senken. Also los – das nennt sich sozialer Wohnungsbau, und ist Sache der Kommunen, und nicht der Privatvermieter.

Das nächste Thema ist ebenfalls wieder sehr albern (oder ärgerlich). Eine Studie hat gezeigt, dass die vor Jahren eingeführte neue Treibstoffsorte „E10“ jetzt nicht so, nunja sagen wir, der Umsatzbringer ist. Trotz minimal günstigerem Preis, will diese Plörre einfach fast niemand in den Tank kippen. Ich selbst mag Mais auch eigentlich mehr im Salat, als im Auto. Normale Reaktion wäre ja nun, einzusehen, dass man wohl aufs falsche Pferd gesetzt hat, und die freiwerdende Zapfsäule wieder anderer Nutzung zuzuführen. Weit gefehlt – man denkt darüber nach, den anderen Treibstoff einfach teurer zu machen, um die Attraktivität des „E10“ zu erhöhen. Man stelle sich vor, eine Familie hat eine hässliche Tochter, die einfach nicht geheiratet wird. (keine Sorge, ich bringe das gleiche Beispiel auch nochmal anders herum – so richtig Genderneutral) Wo war ich? Ach ja, diese Tochter ist nun hässlich, wie die Nacht, und der Bräutigam will fliehen. Statt ihn laufen zu lassen, läd man die Nachbarstochter ein, die noch gruseliger aussieht, und hofft, dass der Bräutigam in Spe nunmehr die eigene Tochter nicht ganz so schlimm findet, und „Ja“ sagt.  // jetzt also die feminine Form der Fabel: Man stelle sich vor, eine Familie hat einen hässlichen Sohn, der gern RTL2 schaut. Dieser RTL2 schauende Sohn, Sorgt dafür, dass die Braut Reißaus nehmen will . Statt sie laufen zu lassen, läd man den Kumpel ein, der begeisterter „Frauentausch“ Seher ist, und hofft, dass die Braut in Spe nunmehr den eigenen Sohn nicht ganz so schlimm findet, und „Ja“ sagt. 

Es wird immer wieder behauptet, dass der Markt das eben nicht regeln kann. Er könnte, wenn man ihn denn ließe. Stattdessen pfuschen ständig Leute daran herum, drehen hier eine Schraube, ändern dort eine Verordnung oder ändern spontan die Voraussetzungen. Dann kann der Markt sich natürlich nicht selbst regulieren. Sobald ich einen Wert ändere, geht die Rechnung plötzlich nicht mehr auf. Kennt man aus der Mathematik.

Natürlich sind Milchpreise von unter einem Euro pro Liter nicht tragbar, und natürlich kann man keine Kobe-Rind erwarten, wenn man für ein Kilo Fleisch nur Drei Pfennig Fünfzig bezahlen will (oder kann), nur durch Verteuerung der Endpreise, ohne etwas an den Ursachen zu ändern, bringt niemandem etwas, außer dem Steuereinnehmer und dem Einzelhändler. In der Schweiz sind seit Jahren die Milchpreise am steigen, nur kommt beim Bauern davon nichts an.

Das ist Planwirtschaft, und diese Form von Wirtschaft kann ernsthaft niemand wollen. Außer möglicherweise ein paar Leute, denen es sowieso egal ist, ob Betriebe verstaatlicht werden (bekanntermaßen ein Denkansatz von Herrn Kühnert), oder ob die Grundnahrungsmittel so teuer werden, dass man öfter Fasten muss, da diese Leute weder in Betrieben arbeiten werden, noch sich bei der Ernährung und den Urlaubsreisen einschränken müssen.

Man wird das Gefühl nicht los, jede Entscheidung soll dem (mündigen?) Bürger abgenommen werden. Auch, wenn er dies gar nicht möchte. Betrachtet man die ganze Sache aber mal genauer, stellt man fest, dass es sich so verhält, wie bei dem Typ, der zu sich selber sagt „Ich bin schizophren“, um sich dann selbst zu antworten „Ich auch“. Der Staat soll sich raushalten aus dem Privatleben des Einzelnen, er soll aber gefälligst aufpassen, dass nichts Schlimmes passiert. Dann wird nämlich nach genau diesen staatlichen Eingriffen gerufen. Wasch mich, aber mach mich nicht nass.

So lange sich die Menschen bevormunden lassen wollen, wird es diese Bevormundung geben. Mit Endverbraucherpreisen, die festgelegt sind, und mit Produktionen, die sich nach einem Fünfjahresplan richten, und nicht nach den wirklichen Bedürfnissen der Bevölkerung.

„Vorwärts und nie vergessen“ haben wir doch eigentlich lange genug gehört, find ich.


04.02.2020