Immer alles doppelt soviel wie Du

Echt? Schon wieder das Thema Klimaaktivisten? Muss das sein? Ja. Ja. Und Ja. Es muss offenbar so sein. Wir sind mittlerweile dafür bekannt, immer alles richtig und gut zu machen. Vor allem aber immer ganz viel davon. Und wir sind auch in der Regel so gehorsam. Wir sollten Wasser sparen. Wir haben Wasser gespart. Und zwar so gut, dass die Kanalisationen trockenliefen, und für ziemlich viel Geld dann mit ziemlich viel Wasser gespült werden mussten. OK, kann man machen. Wir sollten Strom sparen. Unbedingt, denn wir verbrauchen einfach viel zu viel davon. Was machten wir? Wir predigten den Kindern und Gästen (auch den kindischen Gästen), doch bitte bei Verlassen eines Zimmers sofort das Licht zu löschen. Wir ersetzen alle noch vernünftig funktionierenden Glühlampen gegen Leuchtmittel, die erst dann wirklich hell waren, wenn man das Zimmer bereits wieder verlassen hatte. Diese tauschten wir dann sehr zeitnah gegen LED-Leuchten aus. Diese sind zwar blitzschnell hell, bekommen aber mit Sicherheit keinen Design-Preis verliehen. Wir stellten den Kühlschrank nicht mehr auf vollste Stufe ein, und verzichteten, wenn es ging auf Elektroheizungen und Heizstrahler. Die Waschmaschinen wurden genauso getauscht, wie die Staubsauger. Man wollte und sollte Strom sparen. Klingt doch eigentlich ziemlich vernünftig. Könnte man meinen. Doch jetzt ist „Elektro“ das ganz große Ding. Wir sollen E-Autos fahren, E-Roller benutzen und in die E-Bikes-Pedale treten. Hey, die Dinger brauchen STROM.

Wir führten das Einwegpfand ein, um das Einweg-Gut zu reduzieren. Das Gegenteil geschah. Es werden mehr Einwegpfandflaschen verkauft, als vorher. Und es liegen noch genau so viel Flaschen in der Gegend rum, wie vorher. Gerade die Glasflaschen bringen ja nur 8 Cent. Also, was solls. Dafür fahre ich nicht zum Getränkehändler. Oder man fährt hin, weil man es auch schon vorher ziemlich blöd fand, Leergut in der Landschaft zu entsorgen. Brachte also nichts. Schafft man es ab? Natürlich nicht. Das Pfand wird erhöht. (man könnte den einzigen Vorteil darin sehen, dass die Leergut-sammelnden Rentner einen höheren Dazuverdienst haben)

Über bessere Mülltrennung wird debattiert, und dabei vergessen, dass der Verbraucher schon die Entsorgungskosten beim Einkauf bezahlt. Nennt sich duales System und machte vor einiger Zeit vieles teurer. Was macht der Grüne Punkt mit unserem Müll? Er verkauft das Zeug weiter in Länder, die sich bereit erklärt haben (gezwungen durch Geld)für die Entsorgung zu sorgen. Meist heißt das in dieses Ländern, Müllkippe und ab dafür. Von dort fliegt es in der Gegend rum, landet in Flüssen, schwimmt von dort in den Ozean, und wir sind Schuld. Also, teurer machen. Ganz einfache Lösung. Geht ja schließlich auch mit Treibstoffen und demnächst sogar mit CO2. Effekt für die Umwelt ist dabei gleich Null. Aber wir haben schließlich was getan.

In diesem Jahr gab es ein ganz großes Thema. Quasi als Unterkategorie zur Umwelt. Insektensterben. Ist das schlimm? Na klar. Es ist ja schließlich nicht nur die Fliege, Biene, Wespe oder der Käfer, der da den Löffel abgibt, sondern da hängt ja ein ganzer Rattenschwanz hinten dran. Keine Insekten bedeutet, dass auch die Vögel hungern müssen und weniger werden. Das wiederum gefällt der Nachbarskatze nicht, aber das geht jetzt zu weit. Die Konsequenz, die wir daraus ziehen, lautete zwangsläufig, wir müssen Wildblumen aussähen. Auf jede Brachfläche wurden also Kiloweise Samen gekippt. Die Felder und Raine waren summende, brummende Farbtupfer in der Landschaft. Man ging soweit, das Anlegen von Steingärten zu untersagen. Da fliegen nämlich die Bienen nicht drauf. Egal, ob der Garten am Feldrand, oder im Wald befindlich war. Steine sind nicht gut. Der gewünschte Effekt ist eingetreten. Die Insekten wurden wieder mehr, und damit die Vögel satter. (was auch die besagte Nachbarskatze freute) Ich möchte prophezeien, dass im nächsten Jahr die ersten Landwirte kommen, und sich darüber beklagen, dass die Saat von den vielen Vögeln weggefressen wurde. Wie sagten schon kluge Menschen, wie zum Beispiel meine Oma? Blinder Eifer schadet nur. Einfach mal nur die Hälfte machen und dann erst einmal schauen, ist meist cleverer. Aber ich glaube, das können wir irgendwie nicht. Wir müssen immer gleich die 180 Grad Wende schaffen. Und das sofort. Alles andere zählt als Misserfolg.

Dieses „ich rette jetzt die Welt“ Phänomen (oder besser „ich fordere, dass ihr die Welt rettet) erlebt man derzeit rund um die Uhr. Als ich noch Kind oder Jugendlicher war, war einer der gängigen Berufswünsche der des Tierarztes respektive der Tierärztin. In den 90er Jahren war es dann der Beruf „Hartz 4“, um vom „Youtube-Star“ über den „Influencer“ zum derzeitigen Top 1 Kandidaten zu kommen. „Umweltaktivist/in“. Ein schönes Leben, könnte man meinen. Man kommt in der Welt rum (nicht sinnbildlich, sondern im wörtlichen Sinne), meist bezahlt sogar irgendjemand für diese Fahrten und man darf im Fernsehen sitzen und nicht nur davor. Betrachtet man die Damen und Herren, die dort sitzen aber einmal genauer, stellt man schnell fest, dass man sich schon ziemlich umschauen muss, um in der eigenen Umgebung oder gar im Klassenverband des Kindes solch sprachgewandten, gutaussehenden Jungerwachsenen zu finden. Und das meist erfolglos. Die Damen, die dort Politikern gegenübersitzen stellen eine Eloquenz zur Schau, die selbst von Profis mit Erstaunen betrachtet wird. Da kann man nur anerkennend die Unterlippe vorschieben. Also doch ein toller Beruf? Nun ja. Es ist ein wenig wie beim Pyramidensystem von Versicherungsvertretern. Nur die ersten haben Erfolg. Denn diese werden von der Basis der Pyramide getragen. Irgendwer muss die Fete ja finanzieren. Also Obacht: Ist der Zug erst einmal abgefahren, nutzt es nichts, noch auf die Gleise zu springen, find ich.


22.09.2019