Depression - Ein Thema, das Beide angeht

Liest man Artikel über Depression, geht es dabei fast ausschließlich um Denjenigen, der an Depression leidet. Der Partner, welcher im selben Haushalt lebt, und mit den depressiven Episoden des Patienten umgehen muss, wird hierbei oftmals vergessen. 

Diesen aber plagen des Öfteren Sorgen oder Zweifel, ob er wirklich alles getan hat, um dem Partner zu helfen, oder eventuell sogar der Grund für diese Depression ist.

Diese Zeilen hier, richten sich exakt an diese Angehörigen, denn nur wer in der gleichen Situation ist, kann nachempfinden, wie sich der nicht-depressive Partner  fühlt. Er wird selten bedauert, er richtet den Haushalt und versucht, den Alltag aufrecht zu erhalten.

Zuallererst sollten Sie sich vor Augen halten, dass Sie nichts für die Erkrankung Ihres Partners können. Sie sind weder der Grund, noch der Katalysator seiner Depression. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass äußere Umstände zu einer Depression führen können, nur sollten Sie sich nicht für diese Umstände halten. 

Im Gegenteil, sind Sie möglicherweise der einzige Anker, der dem Patienten noch bleibt.

Es hilft auch nichts, ihm zu erklären, dass das Leben doch schön ist, und er nicht mehr traurig sein soll. Denn Erstens, ist für ihn das Leben nicht schön, und Zweitens kann er es nicht von selbst ändern.

Ein kluger Mann hat es einmal so zusammengefasst: „Einem Depressiven zu sagen, dass er nicht traurig sein soll, da das Leben doch schön sei, ist in etwa das Gleiche, wie einem Asthmakranken zu empfehlen einfach zu atmen, denn es wäre genug Sauerstoff vorhanden.“ Dies trifft es sehr genau. 

Auch sollten Sie sich von dem Gedanken verabschieden, für die Gesundung Ihres Partners verantwortlich zu sein. Dies ist eine Bürde, dessen Last Sie nicht zu tragen in der Lage sein werden. Hierfür gibt es Experten. Weigert sich der Depressive, solchen aufzusuchen, können Sie nicht an dessen Stelle springen. Auch werden Sie es vielleicht schaffen, ihn zu einen Therapeuten zu schaffen, aber ohne dem eigenen Wunsch nach Heilung wird dieser Gang erfolglos bleiben, und ihn möglicherweise tiefer in die Depression stürzen, weil er die Erfahrung macht, dass „ja doch alles nichts bringt“.

Nehmen Sie die Stimmungstiefs Ihres Partners nicht persönlich. Er meint sie nicht als Person, sondern kommt mit der gesamten Situation, in der er sich befindet, nicht zurecht. 

Es kann beobachtet werden, dass es in Haushalten mit einem an Depression leidenden Menschen nach einer gewissen Zeit eine Art Wechselwirkung auftritt. Gerade bei Manisch-Depressiven ist es so, dass sich die Stimmung von absoluter Ausgelassenheit und Schaffensdrang innerhalb kurzer Zeit ins genaue Gegenteil kehren kann. Der Partner gleicht sich unabsichtlich insofern an, dass er in den Phasen der Depression des Partners geradezu fröhlich und heiter ist (weil im Unterbewusstsein versucht wird, das Gegenüber aufzumuntern), jedoch im Falle der nichtdepressiven Phase selbst in einen Zustand der Trauer fällt. Warum dies so ist, kann nur vermutet werden, aber es kann angenommen werden, dass der Körper meint „er hätte seine Aufgabe erfüllt“ und ist nun selbst ausgelaugt.

Es ist für Angehörige nicht einfach, aber Sie sollten versuchen, das Thema Depression nicht Ihr ganzes Leben bestimmen zu lassen. Eine Depression ist eine schwere Erkrankung, die Sie (bei aller Empathie) nicht zu Ihrer Erkrankung machen sollten. Haben Sie einen Bettlägerigen Partner, verbringen Sie schließlich nicht auch den ganzen Tag im Bett.

Sie haben genau solch ein Recht auf ein Leben, wie jeder Andere. Suche Sie sich eventuell Gleichgesinnte. Es gibt in jeder größeren Stadt Selbsthilfegruppen für Angehörige von Schwererkrankten. Dies betrifft nicht nur Krebs, sondern auch Depressionen. Auch diese können tödlich enden. Sie haben also ein Recht darauf, dorthin zu gehen. 

Sprechen Sie über Ihre Gefühle und Ängste. Der erste Ansprechpartner kann sogar schon der Hausarzt sein. Sprechen hilft. Spricht man selbst über seine Ängste und Sorgen, kann dies schon ein Schritt zu einem besseren Umgang mit der Erkrankung des Partners sein. 

Scheuen Sie sich auch nicht davor, sich mit Ihrem Partner über Ihre Gefühle auszutauschen. Er kann diese nicht kennen, da er sich in einer Art Schutzraum, wie hinter einer dicken Mauer befindet, in den kein Licht fällt, und der keine Fenster oder Türen hat.

Vergessen Sie das Gefühl, dass Sie kein Problem haben, da der „eigentlich Kranke“ der Partner ist. Sie haben ein Problem, und Sie brauchen die gleiche Menge Verständnis und Hilfe, wie er.

Hat sich ihr Partner dazu entschlossen, doch eine Therapie zu beginnen, unterstützen Sie ihn. Hier ist dann nämlich der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie wirklich helfen können. Der Partner hat die Tür gefunden und durch das Fenster geschaut. Jetzt erst können Sie ihm helfen, auch durch diese Tür zu schreiten.


07.12.2020