Farbenspiele

Hat es geregnet, gibt es oft einen Regenbogen. Zwar schön anzusehen, stellt es aber eben auch eine ziemlich normale Situation dar.

Mache ich heutzutage das Fernsehen an, oder tummele mich im Internet, springen mir in letzter Zeit vermehrt Regenbögen entgegen. Stört es mich? Nein, warum sollte es?

Nun bin ich jemand, der zugibt, wenn er etwas nicht versteht. Mir will beispielsweise nicht in den Kopf, aus welchem Grund sich regelmäßig (wahrscheinlich nicht einmal betroffene) Mitbürger über solche Regenbögen aufregen. Also nicht die am Himmel, sondern die …naja, Sie wissen schon.

Natürlich ist es Quatsch, zu glauben, durch das Tragen einer Regenbogenfarbenen Mannschaftskapitäns-Armbinde irgendetwas zu verändern, um das Leben von einigen Menschen angenehmer und einfacher zu gestalten. Und natürlich glaube ich nicht, dass man sich als Zeichen des Respekts vor Minderheiten hinkniet, wenn man zeitgleich kein Problem darin erkennen kann, in ein Land zu einer WM zu fahren, wo Menschenrechte nur bestimmten, genehmen Menschengruppen zustehen.

Das alles ist verlogen und geheuchelt.

Hier setzt aber mein großes ABER an.

Verlieren diese Ballsport-Arbeiter ein Spiel, wird dies darauf zurückgeführt, dass sie sich (Zitat) „mal eher auf den Sport, als auf die Regenbogen-Sache“ konzentrieren sollen.

Ernsthaft? Ist das wirklich Eure Meinung? Obwohl, wie viele gibt es denn von „Euch“?

Interessanter finde da schon die Frage, welche Nachteile hat man denn, wenn man Anderen grundlegende Rechte einräumt?

Habe ich ein Problem, wenn mein Nachbar eine Regenbogenfahne an den Mast zieht? Fängt es dann bei mir an zu regnen, wenn eine LGBTQ-Demo durch die Straßen zieht? Muss ich mich scheiden lassen, und mir einen Ehemann suchen, nur weil die Ehe (oder Partnerschaft) für alle Konstellationen möglich ist? Natürlich nicht. Und wenn es in Hannover zum Rudel-Freikörper-Kultur-Halli-Galli kommt, berührt mich das inwiefern? Genau – Gar nicht.

Wovor haben die „Ihr Linksgrünen Regenbogen-Einhornversteher-Sager“ eigentlich Angst?

Ich kann Euch beruhigen. Kommt Euch ein männliches Pärchen, Händchenhaltend auf der Straße entgegen, müsst Ihr nicht die Straßenseite wechseln. Die werden Euch nicht anschwulen. Für Euch ändert sich nichts. Ihr könnt weiterhin mit Euren Kumpels, Biertrinkend, zum Fußballschauen gehen, ohne dass Ihr Angst haben müsst, plötzlich Euren Kumpel sexy zu finden. (und wenn es so ist, auch egal)

Wird sich hier einfach nur das nächste Ventil gesucht, um die eigene kleine Unwichtigkeit zu übertünchen? Einmal möchte man auch mal so richtig Rebell sein?

OK, dann macht doch mal was richtig Rebellisches. Wenn das nächste Mal in Eurer Kneipe wieder über „nicht normale“ Menschen hergezogen wird, steht auf, und sagt, dass Ihr keine Probleme seht.

Dann, seid Ihr Rebellen.

So, seid Ihr einfach nur so, wie Ihr anderen Menschen vorwerft, zu sein.

Mitschwimmer im Strom derer, die alles Fremde und Andersartige nicht haben wollen und ablehnen.

Klar, ändern die Regenbogenfähnchen im Fußballstadion nichts oder zumindest nicht viel, aber lasst doch den Leuten die Vorstellung, für etwas Gutes einzustehen.

Wir alle haben davon keine Nachteile, aber möglicherweise haben ein paar mehr Menschen ein wenig Normalität, find ich.

 

26.07.2021