Mann, bin ich unhöflich
Manchmal kann ich ziemlich unnett sein. Dies wurde mir gestern Abend wieder einmal bestätigt.
Wie kam es zu dieser unglaublichen Aussage? Folgendes passierte:
Kurz nachdem ich es mir in meinem Fernsehsessel gemütlich gemacht hatte, die Melodie der Tagesschau noch nicht ganz verklungen war, störte mich plötzlich ein anderes Geräusch in meinem Feierabend. Es war das penetrante Gequieke des Telefons. Wer um diese, verbotene, Zeit anruft, muß schon etwas verdammt wichtiges zu berichten haben. Ich hab ein Kind bekommen, oder mein Auto ist gerade unter einen Trecker gekommen. Alles andere interessiert mich um diese Zeit nicht. Definitiv NICHT.
Mein Blick aufs Display verrät mir .... NICHTS. Rufnummer unterdrückt. Wer kann das sein, was kann er/sie/es wollen?
Freudig erregt, und äußerst begeistert meldete ich mich mit einem „Yapp?“, was am anderen Ende der Leitung erst einmal für scheinbare Irritationen sorgte. „Äh, Entschuldigung, spreche ich mit Herrn Gostschegk?“, fragte die Dame im Callcenter. „Yapp.“ „Herrn Torsten Gostschegk?“ „Yapp.“ „Oh, das ist ja schön, dass ich Sie gleich dran habe, ich rufe Sie an, im Auftrag der Telkom.“ Meine Frage, ob die mit „c“ oder die mit „k“ wusste Sie dann erst mal nicht zu beantworten. Das ist unfair. Ich hatte erst eine Frage gestellt, und sie schon 2. Ich hatte beide sofort und ohne zu zögern beantworten können. Naja, die Frau saß wahrscheinlich schon ganz schön lange unter ihrem Headset.
Kurz gesagt, ich telefoniere zu wenig. Ich könnte den Tarif wechseln, und dann hätte ich ganz viele Freiminuten, die ich abtelefonieren könnte. „Mit wem?“ war die nächste Frage, die mir nicht beantwortet wurde. Statt dessen wurde mir mit einer Gegenfrage geantwortet: „Sagen Sie mal, Sie wollen mich wohl veralbern, oder was?“ Auch das beantwortete ich wahrheitsgemäß mit dem Satz: „ Nichts würde mir im Augenblick näher liegen.“ „Na dann ist ja gut.“ (Aha, ein Cleverli auf der anderen Seite des Hörers)
Mir wurde dann die Frage gestellt, ob ich denn nicht Geld sparen wolle. Wenn ich hochrechne, was mich diese Freiminuten kosten würden, wenn es eben keine Freiminuten wären, sondern welche, die ich bezahlen müsste, dann würde ich merken, dass die 5 Euro mehr im Monat ein wahres Schnäppchen sind. War mir nicht klar. Hab ich mir noch mal erklären lassen. Während der Zeit, hab ich den Hörer auf den Tisch gelegt, bin in die Küche gegangen und hab mir erst mal einen Kaffee gekocht. Rechtzeitig zur Frage, ob mir jetzt alles klar wäre, war ich wieder da, fragte sie, ob sie das noch mal langsam erzählen könnte, kam damit aber nicht noch mal durch. Sie wollte jetzt wissen, und zwar endgültig, denn ich wäre schließlich nicht der einzige Kunde, der beraten werden will (?!?), ob ich jetzt sparen will, oder nicht. „Die Frage ist mir echt zu komplex, um sie so einfach zu beantworten. Man weiß ja nie, was passiert. Vielleicht muß ich ja ganz viel Geld loswerden, und in der Wirtschaftskrise ......“ konnte ich gerade noch anmerken, bevor mir gesagt wurde, ich wäre unhöflich, und sie hätte das nicht verdient, denn sie macht auch nur ihre Arbeit und will nur mein Bestes. Genau das wollte ich ihr aber nicht geben. Ich kenn die ja gar nicht. Nicht mal ihre Rufnummer.
Viele Leute würden mir sicher bestätigen, dass ich ein ganz netter Mensch bin. Sie würden mir das sogar schriftlich geben, wenn ich sie dafür bezahle, aber manchmal liebe ich es, unhöflich zu sein. Aber schließlich.....sie hat angefangen. Und ich musste bis zu den Tagesthemen wach bleiben...So was aber auch.
05.05.2004