Déjà-vu

In letzter Zeit bin ich immer öfter leicht frustriert. Ich suche mir ein Thema, welches mir zum einen auf der Seele brennt, und welches außerdem gerade im Fokus der Allgemeinheit liegt.

Dann freue ich mich, ein solches gefunden zu haben, und stelle nach ein paar Zeilen fest, dass ich zu dem entsprechenden Sujet bereits vor einiger Zeit etwas schrieb.

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, worüber ich mich mehr ärgere. Darüber, dass ich vergaß, bestimmte Themen bereits abgearbeitet zu haben, oder vielmehr darüber, dass offenbar seit meiner Niederschrift, keinerlei Veränderungen eingetreten sind.

 

Die junge Frau aus Schweden (die, dessen Name ich nicht schreiben möchte, um nicht per Google-Suche gefunden, und Opfer eines Shit-Storms zu werden) spaltet noch immer die Bevölkerung. Für die Einen ist sie die Verkörperung einer Gottheit, die sich selbstlos der Aufarbeitung unserer (Umwelt-) Sünden verschrieben hat. Für die Anderen ist sie das Böse schlechthin. Quasi, des Teufels Schwippschwägerin. Lohnt also nicht.

 

Gehe ich zum Bereich „Umgang miteinander im Internet“, scheine ich mich ebenfalls in einer Zeitschleife zu befinden. Es gibt die Guten – und es gibt die, die einfach nicht den Durchblick haben, und „sich mal informieren sollten“. Die „Guten“ sind selbstredend die, auf deren Seite man sich selbst befindet. Dies kann entsprechend variieren. Es gibt immer noch keine Diskussion, dessen Ende offen wäre, und bei denen sich irgendjemand von irgendetwas überzeugen lassen würde. Zusammengefasst: „Bäh, geh weg, Du bist doof und hast keine Ahnung.“

Was gab es noch?

Es steht der nächste Wahlkampf bevor. Im nächsten Jahr geht es so richtig los, aber die Kämpfer befinden sich bereits in der Aufwärmrunde. Ich habe es beim letzten Mal bereits geschrieben. Die Parteien könnten viel Geld sparen, wenn sie aufhören würden, jede freie Laterne mit Plakaten zu verschandeln. Da hört aber niemand auf mich, und außerdem muss das Geld raus. 

Hinzu kommt jetzt, dass sich die meisten Wahlkämpfer generell die Energie sparen könnten, denn ganz egal, was sie machen, es hat keine Auswirkung auf irgendwas. Die, die sie sowieso gewählt hätten, werden es entweder weiterhin tun, oder von ihnen abwandern. Die, die sie nicht gewählt hätten, werden dies auch weiterhin vermeiden. Also, so what?

 

Letzten Endes bleibt mir dann nur noch das derzeitige Spitzenthema „Corona“. Aber auch dazu ist ja irgendwie alles gesagt und geschrieben. Es verhält sich, wie bei der oben angeführten Wahl/Parteienproblematik. Es gibt die, die alles, was gesagt wird abstreiten und die, selbst auf der Intensivstation liegend, versuchen am  Beatmungsschlauch vorbei dem Bestatter noch zu erklären, dass eine Grippe schließlich auch schlimm wäre. (Dramatik: Piep-Piep-Piep-Piiiiiiiiiiiiiiiiiiep)

Daneben gibt es dann die anderen Protagonisten (zu denen ich mich auch zähle), die sich immer wieder vornehmen, nicht mehr „aufklärend“ tätig zu werden, sich dann aber leider doch immer wieder auf Diskussionen, deren Ausgänge von vornherein feststehen, einlassen, um am Schluss den Kopf frustriert in Richtung Tischplatte zu bewegen. (Dramatik: Krawumm – Autsch – weiter geht’s)

 

Ich ertappe mich immer öfter dabei, zu denken „lass es doch jetzt einmal richtig knallen, so dass sich die Erde neigt, und alle von der Scheibe rutschen“. Kann ja aber auch nicht die Lösung sein.

Ergo, ich werde weiter nach Themen suchen, diese finden, dann feststellen, dass es sie bereits vor Ewigkeiten gab und trotzdem darüber schreiben.

Denn, wenn ich eins weiß, dann, dass es genug andere Leute gibt, die mindestens genauso vergesslich sind, wie ich. Dann sollen die vielleicht auch mal vor der Situation stehen, Dinge zu lesen, die ihnen irgendwie bekannt vorkommen. 

So eine kleine Freude kann man mir schon gönnen, find ich.


21.10.2020